Die hohen Erwartungen an ein spannungsgeladenes, emotionales und mitreißendes Derby in der Fußball-Bayernliga konnten die SpVgg SV Weiden und die DJK Gebenbach am Freitagabend vor 1317 Zuschauern im Sparda-Bank-Stadion nur bedingt erfüllen. Und doch gab es im direkten Nachgang des gerechten Remis (1:1) sowie übers Wochenende eine Szene, über die leidenschaftlich diskutiert wurde: die glatt Rote Karte gegen den Gebenbacher Johannes Scherm in der 75. Spielminute.
Die Diskussionen drehten sich weniger um den Tatbestand an sich, Spieler, Trainer und auch Zuschauer waren sich weitgehend einig in der Bewertung, dass das Foul Scherms an Igli Cami keinesfalls rotwürdig gewesen war. Vielmehr ging es um die Folgen, die sich daraus für den Spielverlauf entwickelt haben. „Ich glaube, wenn das Spiel elf gegen elf weitergeht, bekommen wir hintenraus die zweite Luft, weil die Partie gerade dabei war, in unsere Richtung zu kippen“, sah sich etwa Dominik Haller, Gebenbacher Torschütze per Foulelfmeter zum Ausgleich, im Gespräch mit Oberpfalz-Medien um den Elan und damit womöglich um den ersten Saisonsieg gebracht.
SpVgg-Pferdelunge Igli Cami wusste dagegen noch nicht so recht, was er mit diesem einen Zähler anfangen sollte. „So direkt nach der Partie bin ich mit dem Remis eher nicht zufrieden, weil mir nach der Roten Karte mit einem Mann mehr auf Platz vielleicht schon noch mehr draus hätten machen können“, sagte der 26-Jährige, merkte aber im nächsten Atemzug an: „Wenn wir eine Nach drüber geschlafen haben, dürften wir aber schon mit dem Ergebnis leben können, weil wir immerhin nicht verloren haben. Das ist immer das Wichtigste.“
Sein Trainer Michael Riester merkte zum Platzverweis nur lapidar an: „Das war keine Rote Karte.“ Ehe er um eine realistischen Blickweise bei der Bewertung der Leistung seiner Mannschaft warb. „Wir haben jetzt ein Kalenderjahr lang jedes Heimspiel nicht nur nicht verloren, sondern gewonnen. Da sind alle jetzt mitunter auch ein bisschen verwöhnt und mit „nur“ einem Punkt gegen die DJK Gebenbach enttäuscht. Man darf aber nicht vergessen, dass wir der Aufsteiger in dieser Liga sind und gegen eine gestandene Bayernliga-Truppe ein 1:1 geholt haben.“
Doch Michael Riester wäre nicht Michael Riester, wenn er nicht ebenso ein paar Kritikpunkte am Auftritt seiner Mannschaft ausgemacht hätte, die sich vor allem auf die finale Weidener Drangphase nach dem Platzverweis bezogen. „Da hatten wir vier Freistoßsituationen in bester Lage direkt am Strafraum, waren bei der Ausführung aber nicht genau genug und zu hektisch, und haben den Ball teilweise gar nicht aufs Tor gebracht. Das müssen wir uns vorwerfen, genauso wie die Tatsache, dass wir die Derbystimmung von den Rängen nicht mit auf den Platz gebracht haben.“
Zu einer nüchternen, analytischen Blickweise auf den Derbyverlauf war Riesters Pendant Kai Hempel direkt nach dem Ende der Partie noch nicht in der Lage. Die Rote Karte gegen Scherm und die „wiederholte Fehlentscheidung gegen uns“ wühlten den Gebenbacher Coach emotional noch zu sehr auf. „Solche Entscheidung sind in einem Fifty-fifty-Spiel brutal. Aus welchem Grund stellt er Scherm runter? Kein Weidener hat reklamiert. Aber ich bin total stolz auf die Jungs, dass sie sich nicht haben unterkriegen lassen und sich diesen Punkt erkämpft haben.“
Hempels Stolz rührt auch daher, dass es in den vergangenen Wochen zu einer „Gebenbacher Spezialität“ geworden ist, späte, spielentscheidende Gegentore zu kassieren. „Das ist bei jedem im Kopf drin, wenn der Schiedsrichter sechs Minuten Nachspielzeit anzeigt. Deswegen nehmen wir das positiv mit, dass wir das diesmal mit einem Mann weniger verteidigt bekommen haben und nehmen den Punkt daher gerne mit“, sagte DJK-Kapitän Haller zur turbulenten Schlussphase.
Nach dieser haben beide Serien der Lokalrivalen weiter Bestand: Die SpVgg SV Weiden bleibt als Aufsteiger auf eigenem Platz ungeschlagen, die DJK Gebenbach wartet auch nach neun Spieltagen noch auf den ersten Sieg. „Wenn wir so weitermachen, wird der aber bald kommen“, war sich Haller sicher. Jetzt darf nur keine neuerliche Fehlentscheidung des Schiedsrichters mehr dazwischen kommen.